Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
Zunächst einmal...
Deshalb würde ich gerne mal die Frage zur Diskussion stellen, wie einerseits Doms dazu stehen, daß sie eben auch nur Menschen sind...
will ich in aller Deutlichkeit herausstellen, dass ich in allererster Linie ein Mensch und kein Herr-Sir-Dom-Master-Top-Gebilde bin!
Mal abgesehen davon, dass ich mit Begriffen à la "Dom/Sub" oder gar "Herr/Sklavin" grundsätzlich ein Problem habe - denn wer sich seiner Selbst gewahr ist, braucht keinen vermeintlichen Stand/Titel oder eine Bezeichnung, hinter der er/sie sich verstecken muss - geht es doch gerade auch beim BDSM um Menschen und ihre Bedürfnisse.
Doch komme ich zurück zum Thema, welches ich so wichtig und interessant finde, dass es mich sehr freut, es als offenen Thread im Forum zu lesen. Leider glauben ja viele Menschen immer noch, dass BDSM etwas Außergewöhnliches oder gar Elitäres sei und dies insbesondere auch deshalb, weil viele vermeintlich wahre "SMler" es gerne so sehen und darstellen wollen.
Da hört/liest man dann so markige Sprüche wie: "Echte SMler ficken nicht!" oder "Ein wahrer Dom isst keinen Honig, er kaut Bienen!" (obwohl dieser einen gewissen Humor nicht entbehrt) und der Beste aller Zeiten ist wohl "Ein guter Dom weiß, was seine Subbie braucht und wann etwas zuviel ist!" Wie oft habe ich diesen Unfug schon ertragen müssen und mich nur mit Müh und Not meines Brechreizes erwehren können.
Obwohl ich mich mit BDSM nun schon über zehn Jahre aktiv beschäftige, maße ich mir nicht an, alles zu wissen oder gar zu können und bin weit davon entfernt tabulos zu sein. Warum sollte ich als dominanter Mensch nicht zu Tabus stehen, welche sich übrigens auch von Partnerin zu Partnerin verändern, egal ob es nun im reinen Spiel oder in einer festen Beziehung sein mag. Wie kann das sein, sind Tabus nicht immer ganz persönliche Grenzen?
Ja und nein, es hängt wohl immer von der Definition eines Tabus ab. Wenn wir also von absoluten Tabus sprechen, ist wohl zuallererst jenes zu nennen, dass ich nichts tun würde, von dem ich überzeugt bin, dass es meinem Gegenüber schaden könnte, egal ob psychisch oder physisch. Wenn dem also so ist, muss der gleiche Grundsatz auch für meine Psyche und Physis gelten. Davon ließen sich wohl alle Anderen ableiten, aber das würde hier zu sehr ins Philosophische führen und die Frage nach den Tabus en Detail, war ja gar nicht gestellt. Also, wieder back to the roots...
Natürlich habe ich auch ganz persönliche Tabus, genau so wie meine jeweilige Partnerin, die es zu beachten gilt und natürlich muss auch darüber gesprochen werden. Dies tut weder meiner Dominanz einen Abbruch, noch beschneidet es mich in meiner Handlungsfreiheit, da auch diese nicht in Stein gemeißelt sind. Manche davon verändern sich, möglicherweise von Partnerin zu Partnerin, einige im Laufe der Zeit und manche gar nicht und ich erwarte natürlich, dass diese respektiert werden. Wie könnte ich denn erwarten, von meinem jeweiligen Gegenüber ernst genommen zu werden, wenn ich mich und meine Bedürfnisse selbst nicht ernst nähme.
Sehr oft ist die Rede von Vertrauen, welches die Grundlage für jede SM-Beziehung - wie auch immer sie geartet sein möge - bilden soll, doch meist nur in der Form des Vertrauens des devoten Partners zum dominanten. Natürlich ist dieses Vertrauen elementar, da ich die Verantwortung für einen Menschen übernehme, doch kann ich dies nicht tun, wenn ich nicht ebenso absolutes Vertrauen in meine Partnerin habe, dass sie jederzeit offen und aufrichtig mit mir kommuniziert (gilt auch für nonverbale Kommunikation). Natürlich sähen sich die selbsternannten "Doms" gerne in der Rolle des allwissenden Allerbarmers (Allah möge mir gnädig sein
), sich durch nichts aus der Fassung bringen lassen und zu allem fähig sind.
Jene erbärmlichen Vertreter der Sir-Dom-Master-Top-Fraktion, würden sicherlich die Peisgabe oder auch nur das Eingeständnis eines Tabus als Schwäche empfinden, nicht begreifend das wahre Stärke aus Erkenntnis erwächst, zuallererst aus der Erkenntnis über die eigenen Schwächen. Ist es also doch eine Schwäche, Tabus zu haben? Ganz im Gegenteil, ich empfinde es als Stärke, nicht alles bedingungslos hinzunehmen und meine Grenzen zu kennen, denn nur so kann ich auch die der Anderen erkennen und respektieren. Ich will gar nicht in das Thema einsteigen, inwieweit die Grenzverschiebung und überwinden von Tabus im BDSM von Bedeutung sein mag oder reizvoll sei, darüber sind wir uns sicher einig. Es scheint mir auch müßig über jeweilige Tabus zu diskutieren, welche jeweils im Dialog zu klären sind.
Abschließend will ich lediglich ein Tabu nennen, mit dessen Bruch und den daraus erwachsenden, verheerenden Folgen ich leider viel zu oft und immer wieder konfrontiert werde. Es ist mir ein persönliches Anliegen, dass dieses widerliche Verhalten mit allen Mitteln bekämpft und angeprangert wird, in der Hoffnung, dass auch einige der im Folgenden angesprochenen "Psycho-Doms" dies lesen:
Es geht um die psychische Manipulation eines Menschen in der Weise, dass eine Abhängigkeit oder gar Hörigkeit geschaffen wird. Nein, es ist weder ein Kunststück oder gar eine Meisterleistung dies zu vollbringen, ganz im Gegenteil ist es sogar recht einfach, wenn man weiß wie es geht. Das allseits beliebte Argument, dass dies ja nur mit schwachen und labilen Menschen ginge ist ebenso falsch wie naiv, denn das Gegenteil ist der Fall. Dabei spreche ich nicht von der alltäglichen Manipulation, derer sich jeder hin und wieder bedient, ohne dabei größeren Schaden anzurichten oder um Gutes zu bewirken. Vielmehr geht es mir um den Missbrauch von Gefühlen und Gedanken zum eigenen Vorteil und tiefe Eingriffe in die Psyche und Seele anderer Menschen.
Auch wenn ich mich nicht als Moralapostel zu betätigen pflege, musste ich das mal loswerden!
In diesem Sinne...